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Zeitverlauf Feuerwehr Eislingen

Die Geschichte der Feuerwehr Eislingen

Geschichtliches


Spuren und Entwicklungen aus der Vergangenheit

Die Brandbekämpfung in den alten Eislinger Dörfern war noch vor zweihundert Jahren eine Aufgabe der ganzen Dorfgemeinschaft. Die Zunahme der Einwohner und die ständigen technischen Verbesserungen der Löschgeräte führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Bildung „ besonderer Feuerwehren“ und damit zu einer Spezialisierung der Aufgaben. Umfassend dargestellt wurde das „ Eislinger Feuerlöschwesen in drei Jahrhunderten“ bereits in der Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum, und auch die Broschüre zur Übergabefeier der Feuerwache am 9. Juni 1989 berichtet aus der Geschichte der Feuerwehr und ihrer Standorte. Dies soll anläßlich des jetzigen Jubiläumsjahres nicht wiederholt werden. Wir folgen den Spuren, die aus der Geschichte zur heutigen bestens ausgerüsteten und schlagkräftigen Wehr in unserer Stadt führen.

Aufgabe aller Bürger

Ein Feuer im Dorf brachte Aufregung. Bedroht war die Nachbarschaft und bei der meist engen Bebauung das ganze Dorf. Die Feuerglocke wurde geläutet, und alle „ Bürger“ – das waren die volljährigen Männer – wurden zur Löschhilfe gerufen. So ist schon im Lager- und Gerechtigkeitsbuch von 1776 für das alte Großeislingen festgelegt:

„Die Rottmeister bey den Feuerrotten und Brunst Laufen sind aus beederseitiger Bürgerschaft ( Württemberg und Würzburg ) bestellet, wobey jedoch zu wissen, falls ein Unterthan 60 Jahr alt ist, er sodann frey seye. Übrigens schaffet die beederseitige Gemeid die nöthig habenden Feuer-Aymer an, wogegen diß Orths herkommlich ist, daß se von jedem Bürger, er seye fremd oder hier gebürttig, statt eines zu liefern schuldigen neuer Feuer-Aymers 1 Gulden an Geld einziehet.“

Löschhilfe und Gerätebeschaffung waren also Gemeinschaftsaufgaben, organisiert von den Gemeinden, getragen aber von der Dorfgemeinschaft. Auch das Ablöseprinzip klingt bei den Feuereimern schon an.

Von den Feuerrotten zu den Löschzügen

Nach der Feuer- Löschordnunge von 1830 bestanden in den beiden Eislinger Orten fünf „ Rotten“ zum „ Feuerlaufen“ bei einem Brand im Dorf mit unterschiedlichen Aufgaben. Auch nach der Gründung gibt es 1881 in Großeislingen freiwillige Abteilungen für Steiger und Retter. Die Feuerwehr in Kleineislingen ist 1882 in sieben Abteilungen eingeteilt: Steiger, Retter, Wachmannschaft, Fluchtmannschaft. Außerdem bestehen noch drei Rotten für die volljährigen männlichen Bürger bis sechzig. Die Feuerlösch-Ordnung von 1885 für Württemberg sieht „ gemischte Feuerwehren“ mit Pflicht- und Freiwilligen- Abteilungen für Steiger, Wachmannschaft, Spritzenabteilung und Wasserabteilung vor, dazu für die Unterstützung der aktiven Feuerwehr eine Leiter- und Fluchtmannschaft. Diese Neuregelung bestätigten die Bürgerlichen Kollegien 1886 auch für die Eislinger Orte.

Der nächste Schritt ist die Bildung von Löschzügen, in Kleineislingen bereits 1928/ 29 mit einer besonderen Ausbildung durch einen Brandingenieur für zwanzig Mann. Nach einem Brandfall im Steimel´schen Anwesen am 28. August 1931 wird berichtet: „ Bei diesem Mittelfeuer hat der Löschzug seine Schlagkraft bewiesen und die Anerkennung der Einwohnerschaft erworben.“ Im Juni 1931 wird der Motorlöschzug von Eislingen vom Oberamt Göppingen als Stützpunktfeuerwehr eingeteilt.

Nach der Bildung der Stadt Eislingen/ Fils im Jahre 1933 bestehen zwei Löschzüge, der in Süd mit einer Automobilspritze und der in Nord mit der pferdebespannten Motorspritze. Außerdem besteht eine Reservekompanie mit drei Zügen sowie ein Spielmannszug. In Krummwälden gibt es wie bisher eine Pflichtfeuerwehr. Heute bestehen vier vollausgebildete Löschzüge, eine Jugendfeuerwehr und eine Altersabteilung.

Von der Kastenspritze zum TLF

Im Jahre 1785 hatten die Gemeinden Groß- und Kleineislingen zusammen mit Holzheim eine gemeinsame Feuerspritze, die in Kleineislingen stationiert war. Am 30. November 1833 kaufte Großeislingen für 800 Gulden eine eigene Feuerspritze beim „ Feuerspritzenmacher“ Müller in Faurndau, Kleineislingen 1860 eine eigene Spritze beim Schlossermeister und Mechanikus Schuler in Göppingen für 1000 Gulden mit allem Zubehör. Die alte Spritze von 1785 wird Holzheim überlassen.

Einen technischen Fortschritt gab es auch damals schon, deshalb werden in beiden Gemeinden in den Folgejahren immer wieder neue Feuerspritzen angeschafft, so im Jahre 1885 in Großeislingen eine neue Kastenspritze, in deren Bottich das Löschwasser noch zugetragen und eingeschüttet werden mußte, 1890 in Kleineislingen ein „ zweistrahliger Hydrophor“ mit Saug- und Druckleitung bei einer Minutenleistung von 500 Litern. Das Magirus- Feuerwehrauto des Jahres 1928 hatte eine Minutenleistung von 800 Litern und wird 1948 aus dem Einsatz genommen. Das LF 15, von der Firma Böhringer 1946 übernommen, wird im Magazin Nord stationiert und nach der Währungsreform ein neues LF 15 angeschafft, das Ende 1948 zum Einsatz bereit steht. Seitdem wurde der Fahrzeug- und Gerätebestand der Eislinger Feuerwehr wesentlich erweitert und verbessert. Ein Blick in die Hallen der Feuerwache bestätigt dies in Deutlichkeit.

Vom Feuerritter zum Funkalarm

Das älteste Mittel zur Alarmierung im Brand- und Katastrophenfall war die „ Feuerglocke“, die von den drei Kirchen in Eislingen und Krummwälden geläutet wurde. Am 17. Juni 1822 verfügt das Oberamt Göppingen, daß bei einem Brand in oder bei Göppingen ein „ Feuerreiter“ nach Großeislingen und ein anderer nach Kleineislingen auf den Weg geschickt werde, von wo aus dann Krummwälden, das Ottenbacher Tal mit Hohenstaufen sowie Salach und Süßen durch weitere Feuerreiter alarmiert werden sollten.

Im 19. Jahrhundert wurde zumindest in Großeislingen mit dem „ Feuerhorn“ alarmiert. Noch beim Großbrand Fleischer im Jahre 1926 war es zuhören. Hier liegen sicher die Anfänge des Feuerwehr- Spielmannszuges, wie er lange Zeit bestand. Bereits im Jahre 1928 beschließt der Gemeinderat von Kleineislingen die Bestellung einer „ Weckerlinie“ mit fünf Feuermeldern, über deren Leitungen eine bestimmte Anzahl von Feuerwehrleuten zum Einsatz alarmiert und gleichzeitig der Brandfall mit Knopfdruck am Feuermelder angezeigt werden konnte. Am 21. Juni 1926 konnte die damals moderne Alarmanlage mit dem neugebildeten Löschzug und der Bannerweihe gefeiert werden. Weil in Großeislingen eine solche „ Weckerlinie“ nicht eingerichtet war, werden dort nach der Stadterhebung 1935 bei etwa zehn Telefonbesitzern Hinweistafeln für die Brandmeldung angebracht. Die Eislinger Feuerwehr forderte mit Nachdruck eine Alarmanlage auch für den nördlichen Stadtteil, doch erst am 4. November 1938 genehmigte sie der Gemeinderat. Dann kam der Krieg, und es dauerte bis 1942/ 43, daß auch für den Norden der Stadt eine funktionsfähige Alarmanlage verfügbar war.

In Krummwälden fehlte seit der Abgabe der Glocken während des Krieges die Alarmierungsmöglichkeit. So wurden in drei Kästchen Hupen unter Glas angebracht, um nach Einschlagen den Brandfall akustisch kundzutun. Das heutige moderne Funksystem zur Alarmierung braucht keine Hupen.

Vom Feuerhäuschen zur Feuerwache

Im Jahre 1786 baute Kleineislingen für die im Vorjahr erworbene Kastenspritze für 110 Gulden beim damaligen Rathaus ( abgebrochenes Gebäude Lutherstrasse 4, westlich der Lutherkirche ) ein einstöckiges „ Feuerhäuschen“. Wie schon erwähnt, kam diese Feuerspritze auch in Holzheim und Großeislingen zum Einsatz, doch auch ohne Spritze hatte Großeislingen 1822 ein „Feuerhäuschen“ zur Unterbringung der Gerätschaften, der Feuerleitern, Feuerhaken und Feuereimern bei der Mauer des Friedhofs gebaut, damals noch bei der Kirche ( heute Sankt Markus ) lag. Es diente gleichzeitig als „ Polizeigefängnis“

Die inzwischen abgebrochenen „ Spritzenhäuser“ entstanden in Kleineislingen 1865 an der Stuttgarter Straße und 1894 in Großeislingen an der Gartenstraße ( heute Kreissparkasse ). Die am 9. Juni 1989 übergebene Feuerwache zwischen Stuttgarter- und Poststraße hält den Standort des alten südlichen Spritzenhauses in Erinnerung.


Von der allgemeinen Pflicht zur Feuerwehr

Die Zunahme der Einwohnerzahlen in den beiden alten Eislinger Orten und die Verbesserung des Brandschutzes führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Bildung von speziellen Feuerwehren in Eislingen. Bis dahin waren alle volljährigen Einwohner bis sechzig zur Brandhilfe verpflichtet. Eine erste Anregung für eine Feuerwehr in Kleineislingen ist aus dem Gemeinderat vom 2. August 1863 überliefert:„ Nach dem Brand der Lipp´schen Häuser und der grenzenlosen Unordnung, die dabei vorkam, wird der Antrag gestellt: eine Feuerwehr „ en miniature“ ins Leben zu rufen, der allenthalben Anklang findet. Es wird deshalb beschlossen, in freien Zusammenkünften die Sache näher in Erwägung zu ziehen“.Das Oberamt Göppingen regt in Jahre 1870 die Gründung „ einer der ersten Anfänge einer Feuerwehr“ an. Von einem Großbrand in Salach am 23. September 1874 wird berichtet, daß neben den Feuerwehren aus Altenstadt, Donzdorf, Geislingen, Göppingen und Heiningen sich auch „ die in Bildung begriffene Feuerwehr“ aus Kleineislingen als Löschmannschaft eingefunden habe. Der Gemeinderat gewährte den Teilnehmern an diesem Einsatz eine Belohnung von 70 Pfennig.

Eine erste Anzeige der Kleineislinger Feuerwehr findet sich im Göppinger Wochenblatt vom 18. Oktober 1874:„ Klein- Eislingen. Nächsten Samstag abend um 8 Uhr Versammlung im Löwen ( oberes Lokal ).
Tagesordnung:
  • Aufnahme weiterer Mitglieder
  • Einteilung des Corps
  • Wahl der Chargierten.Zahlreiches Erscheinen erwartet das Commando.“Der ganze Wortlaut dieser Anzeige läßt darauf schließen, daß die Feuerwehr Kleineislingen bereits gegründet war. Dies bestätigt auch Ehrenmitglied Sihler bei der Verwaltungsratssitzung der Feuerwehr Kleineislingen am 2. April 1913, „ wonach das Jahr 1873 als Gründungsjahr angesehen werden darf“. Die Anfänge reichen- wie aufgezeigt – weiter zurück. Die Verbindung zwischen der neuen Feuerwehr und der Gemeinde läßt sich vom Anfang nachweisen. So behandeln am 12. Oktober 1874 die Gemeindekollegien ( Gemeinderat und Bürgerausschuß ) von Kleineislingen die formalen Festlegungen, die sich aus der Bildung eines Feuerwehr- Corps ergeben haben: Die Feuerwehr soll aus 80 Mann zwischen dem 23. und 29. Lebensjahr bestehen, wovon 17 auf Kosten der Gemeinde ausgerüstet werden. Verwendet wird dazu das Geld, das sich aus dem „ Loskauf von der Dienstpflicht“ ergibt – und das sind pro Mann und Jahr eine Mark. Am 25. März 1875 beschließt der Gemeinderat die Ausrüstung weiterer elf Mann, und am 15. November dieses Jahres unterschrieben bereits 75 Feuerwehrlaute die neuen „ Feuerwehrstatuten“. Für die Feuerwehr wird ein „ Verwaltungsrat“ gebildet.

Von der Notwendigkeit zum Engagement

Die Gründung einer Feuerwehr in alten Großeislingen ist durch Zeitungsanzeigen im Göppinger Wochenblatt überliefert.

So am 25. Oktober 1874:„Groß- Eislingen. Einladung. Zum Zweck der Gründung einer freiwilligen Feuerwehr dahier werden auf kommenden Sonntag nachmittag 3 Uhr ins Nebenzimmer im Adler alle diejenigen freundlich eingeladen, welche Sinn und Interesse für dieses Institut haben. Mehrere Bürger“.Und am 1. November 1874:„Groß- Eislingen. Feuerwehrbildung betr. Die zahlreiche Versammlung verflossenen Sonntag berechtig uns zu der Ansicht, daß obiges Projekt wirklich zur Ausführung kommt. Wir laden deßhalb alle Freunde desselben und besonders die Mitglieder der Gemeinde- Collegien auf kommenden Sonntag abends 8 Uhr ins Gasthaus zum Adler zu einer weiteren Besprechung ein. Viele Bürger“.Mehrere Bürger – viele Bürger: die Bürgerschaft ! Es waren also die Bürger der Gemeinde, von denen die Initiative ergriffen wurde. Als interessant ist festzuhalten, daß die Gründung der Feuerwehren in Klein- und Groß- Eislingen in jene Zeit fällt, als das Engagement der Bürger für das öffentliche Leben nach der Reichsgründung von 1871 starke Impulse gewonnen hatte. Auch die Gründung des ersten Turnvereins in Jahre 1873 ist in diesen Zusammenhang zu rücken. Die Feuerwehr als ein Stück bürgerlichen Engagements, eine Bürgerinitiative, die Verbindung des Brandschutzes mit der Entwicklung der Gesellschaft ! Diese Grundlegung hat sich über 125 Jahre des Bestehens der Feuerwehr trotz aller geschichtlicher Wechselfälle erhalten. Sie ist auch in das Jubiläumsjahr 1998 einzufügen.